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Samstag, 7. Mai 2011

Letzte Nacht

Ich laufe, renne, bin auf der Flucht. Seit Tagen und Wochen. Es ist erschreckend, wie schnell dieses Rennen zur Normalität geworden ist, da es doch um das nackte Überleben geht. Ich kenne meine Schritte, weiss, wie ich mich verhalte und wonach ich suchen muss. Ich suche nach einem Versteck, weil ich sonst sterbe.

Ein neuer Tag hat begonnen, ich wache gerade auf, sitze in einem Versteck, einem vorrübergehendem Heim mit dem ich nichts verbinde. Der Hunger treibt mich nach draußen, Nahrung zu finden ist allerdings fast hoffnungslos. Dennoch suche ich, vielleicht habe ich ja Glück. Ich laufe durch die Gegend, die Gegend, die ich eigentlich so gut kenne, denn es ist meine Heimatstadt. Manchmal jedoch weiss ich nicht, wo ich bin, denn es sieht alles so anders aus, wenn ersteinmal eine Bombe darauf gefallen ist. Doch ich glaube zu wissen wo ich bin, ich muss ws auch so schnell wie möglich wissen, um im Notfall schnell einen Unterschlupf finden zu können. Da vorne war glaube ich eine Beckerei. Wenn ich Glück habe finde ich dort etwas zu Essen. Während ich zur halb zerbombten Beckerei laufe, schaue ich mich immer wieder um, gehe vorsichtig, doch scheinbar ist niemand hier. Bei der Beckerei angekommen erkenne ich schnell, dass nichts mehr zu holen ist. Was nun? Ich weiss es nicht.

Der kurze Moment, in dem ich in Gedanken versunken da stehe ist schnell wieder vorbei. "Sie kommen! Sie kommen! Lauft!"
Ich sah mich um, um zu sehen von wo die Stimmen kamen und sah eine kleine Gruppe Menschen. Ich rannte zu ihnen, schloss mich ihnen an, weil sie wussten wo es lang ging, um nicht in die Richtung der Männer zu laufen. Ohne etwas zu sagen oder mich nur anzusehen wusste ich, dass sie mich in der kleinen Gruppe aufgenommen hatten. Für den Moment waren sie meine nächsten Vertrauten, denn wo meine Lieben waren, die mich zuvor mein Leben lang begleitet hatten wusste ich nicht. Einige waren sicher tot, andere vielleicht, hoffentlich entkommen.

Wir rannten in ein hohes Haus, standen mitten in einem verwinkelten Keller mit verschiedenen einzelnen Kammern, für jede Partei im Haus eine. Die letzte Kammer stand offen und wir rannten hinein, in der Hoffnung dort nicht gefunden zu werden. Wir waren nur etwa 15 Sekunden in der Kammer, als wir Schritte hörten und mit einem Mal wurde uns klar, dass sie uns sofort finden würden, da sie alle immer sehr gründlich waren und alles absuchten. Ich stieß die aus Holzlatten bestehende Tür auf und rannte los, gefolgt von den anderen. Wir waren etwa 8 Personen und als ich gerade die Ausgangstür des Kellers erreicht hatte und aufdonnerte, hörte ich schon wie die letzten beiden aus unserer Gruppe von den Männern gefunden wurden. Sie drängten sie wieder in die Kammer, ich hörte, wie sie die Holzlatten Tür schlossen und zwei Schüsse abgaben. Es war erschreckend und doch Normalität, es machte mich traurig und ängstlich und doch wieder nicht.

Ich kannte meine Schritte, wie immer in diesen Momenten suchte ich wieder nach einem Versteck und sah 5 Meter entfernt von der Kellertür aus der ich gerade kam eine dicke Eisentür zu einem Heizungsraum. Als sei ich den Weg schon hunderte Male gegangen rannte ich auf die Tür zu, öffnete sie und einer aus der Gruppe lief mit mir hinein, die anderen rannten eine Treppe hinauf. Es ging wieder um das nackte Überleben. Ich befand mich in einem kleinen Raum, dem sich gleich noch eine dicke Eisentür anschloss. Ich hörte Schritte und öffnete die zweite Tür und ging mit meinem Begleiter hinein, in einen weiteren, sehr kleinen Raum. Wir schlossen ab, da glücklicherweise der Schlüssel in der Tür steckte. In der Tür war oberhalb ein Herzförmiges Loch. Ungewöhnlich für eine solche Tür dachte ich. Was man nicht so alles in einem solchen Moment denkt. Hinter uns hörten wir, wie sich die erste Eisentür öffnete und wie die Männer, die Anfang des Krieges in Uniformen gesteckt und bewaffnet wurden mit einander laut sprachen. Einer von ihnen sah das Loch in der Tür. Vor Angst atmeten wir so laut und schnell, dass er uns vermutlich gehört hatte. Er steckte seine Waffe durch das Loch und gab einige Schüsse ab. Wir schrieen, ich hatte Angst und wusste es war jetzt vorbei. Ich zitterte, konnte nich still sitzen, hatte Panik. Als der Mann merkte, dass wir noch lebten steckte er seine ganze Waffe durch das Loch, seinen Arm schob er ebenfalls nach und drehte die Waffe herum, so, dass ich direkt in ihren Lauf sah.



An dieser Stelle bin ich aufgewacht. Alles war nur ein Traum, aber es war doch sehr hart. Es war der Krieg von Hitler und ich weiss auch, warum ich es geträumt habe. Mich beschäftigt dieser Krieg sehr oft, weil ich es so schrecklich finde und es nicht verstehen kann. Ich finde auch keine Worte für mein Emfinden dem gegenüber... Ich weiss nur, dass ich es nicht vergessen will und mir immer wieder ins Bewusstsein rufen will, dass soetwas nie wieder passieren darf, wobei es doch so schnell gehen kann, wie ja zum Beispiel der Film "Die Welle", der ja auf einer wahren Begebenheit beruht, gezeigt hat. Vor ein paar Tagen habe ich wieder über die Menschen damals nachgedacht und wie sie sich gefühlt haben müssen. Der Traum ist an vielen Stellen wahnsinnig unrealistisch, aber dafür ist es ja auch ein Traum. Ich kannte das hohe Haus in das wir in meinem Traum gerannt sind aus meinem echten Leben. Als ich mit meinem Begleiter in den Heizungsraum gelaufen bin habe ich sogar im Traum gedacht, dass das ja eigentlich gar nicht sein kann, denn das Haus wurde doch erst 1980 erbaut xD... An der Stelle im Traum wusste ich sogar schon, dass ich nur träume. Merkwürdig.. oder? Warum ich das alles auf meinem Blog veröffentliche... ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht ein Fehler ist, weil viele Menschen Dinge anders auslegen, als ich sie eigentlich gemeint habe. Ich veröffentliche es, weil ich einfach nochmal daran erinnern möchte, wie wichtig es ist hinzuschauen und nicht zu den jenigen zu gehören, die Täter sind und Menschen in Schubladen stecken. Ich kenne viele Menschen in meinem Umfeld, die ursprünglich nicht aus Deutschland kommen. Ich kenne Russen, Türken, Rumänen, Polen, Albaner, Nigerianer und, und, und. Ich mag nicht jeden von ihnen. Das kann ich denke ich offen sagen, denn ich mag sie nicht deswegen nicht, weil sie aus einem anderen Land kommen, sondern, weil mir der Mensch dahinter unsympathisch ist. Genauso ist es auch mit deutschen Mitmenschen. Manche mag ich, manche nicht und das ist auch vollkommen in Ordnung. Nicht in Odnung finde ich es, wenn man jemanden nur nicht mag, weil er aus einem anderen Land kommt oder Homosexuell ist oder was man sonst noch für oberflächliche Gründe haben kann, jemanden zu verurteilen. Es ist nicht in Ordnung zu sagen "Ey, schau ma, der dumme Türke da!", aber genauso verhält es sich auch andersherum. Ich kenne viele so genannte Ausländer (wenn ein Deutscher in Spanien Urlaub macht, ist er da auch Ausländer...), die Deutsche in eine Schublade stecken und kacke finden. Es ist einfach falsch. Man muss doch jeden Menschen für sich kennenlernen um sagen zu können, den mag ich und den nicht. Seit euch einfach über eure Aussagen im klaren. Ich weiss, dass viele gar nicht so weit denken und nicht merken wie rassistisch das ist. Nachdem ich aufgewacht war, war ich noch ein wenig verpeilt, weil gerade erst aufgewacht und so. Ich habe mir dann mein Handy genommen und ein paar Tweets gelesen um wieder im hier und jetzt anzukommen. Dann schaut mal, was funnypilgrim da gerade geschrieben hat:
Ich dachte es darf nicht wahr sein. Aber genauso sieht es aus. Viele, viele Menschen halten immer noch an dem Blödsinn fest. Das macht mich einerseits wütend und andererseits hilflos, weil ich weiss, dass Unkraut nicht vergeht. Ich möchte nur hoffen, dass ihr weder zu diesem Unkraut gehört, noch, dass es euch egal ist. Denn das erste was ich gedacht habe, als ich das gelesen habe war, dass der jenige der das geschrieben hat, nicht sehr hell gewesen sein kann. Denn hätte man damals eine andere Gruppe Menschen verfolg, würde es ihn vielleicht gar nicht geben und auch seine Eltern nicht und das würde er sich sicher auch nicht wünschen. Es kann jeden treffen. "Ich kann doch nichts dafür, was meine Vorfahren damals im Krieg gemacht haben!" Nein, das stimmt. Aber um Schuld geht es auch nicht, sondern darum die Geschichte zu begreifen und sie sich nicht wiederholen zu lassen.

Ich bin ein Deutsches Mädchen. Wäre ich ein Türkisches, Polnisches oder Mexiakanisches wäre es mir auch recht. Ich bin immernoch ich. Egal wie ich aussehe oder welche Sprache ich spreche, wen ich liebe oder was ich esse. Mein Freund ist kein gebürtiger Deutscher. Um ihn zu lieben musste ich mich weder überwinden, noch finde ich es unglaublich toll. Es ist wie es ist und es ist schön. Wir sind alle wie wir sind und wir werden einfach in etwas zufällig hineingeboren und dafür ist niemand zu verurteilen.

Ich hoffe das ganze kommt jetzt nicht doof an. Der Text hier ist wahnsinnig lang, aber ich hoffe trotzdem verständlich. Ich schmiert mir jetzt mal Tiegerbalm auf die Schläfen, hab Kopfschmerzen ;-). Bitte entschuldigt evtl aufgetretene Fehler.

10 Kommentare:

  1. Ich bin halb thai halb deutsch, aber hier in deutschland sehen alle nur die Asiatische Seite von mir und beschimpfen mich dann auch mit Japse und schlitz Auge(und Japse kann ich ja mal echt nicht verstehe weil ich ihnen ja sage das ich Halb Thai bin aber sie ja anscheinend zu dumm sind um das zu verstehen) O.o was mir meistens immer als erstens einfällt ist "ich bin doch auch halb deutsch? warum sagt ihr dann nicht scheiß halb Deutsche?" -.- genau, damit würden sie sich ja selbst beleidigen, deshalb schön etwas suchen was nciht auf sich selbst zutrifft. was ich dann aber am traurigsten finde wenn man etwas zurück sagt und der andere dann die Eltern mit einbezieht und wenn man dann wieder was züruck sagt gibts schläge und nein das natürlich nciht alleine sonder schön mit freunden, weil sie ja zu blöd sind ums alleine zu machen und bedrohlicher zu wirken! einfach nur schwach -.- achja und beschimpfungen (die ich gut gekontert zurück gebe, aber nie als erstes sage) kriege ich nicht nur von Deutschen sondern auch von anderen die aus einem anderem Land stammen O.o

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  2. ich bin halb spanierin und mir gehen machne kommetare echt auf den keks die sogar machne freunde zumir sagen -.- aber ich schau da drüber hinweg auch wenn sie mich ankotzen

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  3. Ich finds echt gut, dass du das hier veröffentlicht hast!Auch wenn und gerade weil er lang ist.Wäre nur gut wenn du irgendwie ne kurze Einleitung geschrieben hättest ich hab die ersten Sätze gedacht "Hä?Was ist denn mit Nicole los?O.o" xD (Hoffe es ist ok wenn ich dich Nicole und nicht Collchen nenne.Ich find,dass iwie albern jemanden mit dem Nick anzusprechen wenn ich den Namen kenne xD)und später dachte ich es wäre ein Romanausschnitt oder sowas. Aber ok genug bla bla zum eigentlichen Thema finde ich, dass du unendlich Recht hast. Ich komme selbst aus Polen und hab schon ein paar Mal Sprüche gehört die eindeutig anmaßend und unter der Gürtellinie waren und mich damals auch echt verletzt haben. Heute würde ich mir das nicht mehr so zu Herzen nehmen,denke ich,aber ich war vllt 14 oder 15 da ist man noch anders als mit 20. Mein Freund ist Deutscher sieht aber nicht so aus und auch ihm gegenüber hab ich schon oft gerade von älteren Menschen richtige Anfeindungen erlebt,ohne nen Grund. Das finde ich erschreckend, weil diese Leute wahrscheinlich den Krieg noch erlebt haben und immer noch so denken und NIX daraus gelernt haben. Viele würden wenn sie könnten einfach alle Ausländer rausschmeißen. In solchen Momenten zweifel ich echt daran, dass Menschen aus Fehlern lernen können. Klar viele können das aber viele auch nicht.Jetzt hab ich mich irgendwie in "Rage" geredet und weiß gar nicht mehr was ich noch schreiben wollte...xD
    Ich denke mal du kennst das^^
    Jedenfalls find ichs gut, dass du das so geschrieben hast alles, da macht sich längst ned jeder Gedanken zu leider. Ich finde gerade auf Beautyblogs und so kann man sich auch mal mit "den wichtigeren Dingen des Lebens" beschäftigen, SchminkiSchminki ist halt nicht alles ;)
    Alles Gute dir und n lieber Gruß!;)

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  4. Ich finde es toll, dass du dir so viele Gedanken darüber machst & wie du darüber denkst. Ich sehe auch immer den Menschen, nicht seine Herkunft. Wenn ich an die NS-Zeit denke wird mir auch ein bischen übel, weil ich weiß, dass sie meine besten Freundin aufgrund einiger Sachen garantiert ins KZ gesteckt hätten. Ich liebe meine Freunde, und ein großer Teil davon hat zum Teil auch ausländische Wurzeln. Mir ist das egal, weil jeder Mensch ein Mensch ist und nett sein nichts mit der Natioalität zu tun hat, wie du auch sehr schön beschrieben hast.
    Es ist auch traurig, wie viele Menschen von Vorurteilen leben müssen. Ich schaue niemanden blöde an, egal ob er Ausländer, halb Ausländer oder behindert ist. Wir sind alle Menschen, und in jedem von uns schlägt ein Herz - und das scheinen einige zu vergessen.

    Leo

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  5. Ich muss gestehn mir geht es auch nicht in den Kopf rein wie man so viele viele Menschen töten konnte einfach weil sie anders waren aber wenn man die Welle liest merkt man schon das alles eine Frage der auslegung ist bis sich manches wiederholt. Traurig!

    Seltsamerweise hab ich in meinen Träumen noch nie gedacht - eh das kann doch garnicht sein du träumst doch .. meine träume sind meistens so kurz das ich sie mir kaum behalten kann ..

    xoxo
    Peppi

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  6. Selbst in Deutschland wird man doch als deutscher schon beschimpft...

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  7. Ich komme aus Rumänien, und glaube mir, es ist nicht immer einfach in Deutschland zu leben. Letztens hat mir jemand gesagt dass ich zu hell bin Rumänin zu sein. Für viele Rumäne=Zigeuner. Ich bin Wissenschaftlerin und ich habe Kollegen die nicht mal hallo zu Ausländer sagen. Es gibt auch „intelligente“ Rassisten....
    Ich entschuldige mich für meine Sprachfehler aber an meinem Arbeitsplatz spreche ich nur Englisch.

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  8. Ich hab mir den Text ganz durch gelesen.
    Ich dachte erst es sei ein Ausschnitt aus einem Buch& genau deswegen habe ich weiter gelesen.Ich finde das Thema sehr interessant.Vor einiger Zeit kamen ganz viele Dokumentationen auf N24.
    Über das Thema koennte ich drillionen Stunden reden.Einfach weils so viele Fragen gibt,weil ich versuch manche zu verstehen.Aber ich denke mein Kopf&vor allen Dingen mein Herz will diese Menschen garnicht erst verstehen.

    Zu meiner Schulzeit hatte ich viele Ausländer in der Klasse&Meistens mit den deutschen streit.
    Einmal hat eine Kurdisches Mädchen mich gefragt wieso ich das für sie tuen wuerde,wieso ich sie in schutz nehmen würde & fuer die ausländer meine freundschaft mit den deutschen auf's spiel setzte.Meine antwort war ganz einfach:ich scheiß auf eine freundin/einen Freund die nichts von Gesunden Menschen respekt versteht!

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  9. ich finds total traurig wenn menschen wegen ihrer Herkunft beschimpft und verachtet werden :S das macht mich innerlich so traurig und wütend. Niemand sollte sich gegenseitig beschimpfen ob deutsch, türkisch oder etwas anderes.
    Ein Chinesenkind, ein schwarzes Kind und ein Holländerkind drücken beim spielen ihre Hände in Lehm, geh nun hin und entscheide welche Hand ist von wem...
    mehr kann man dazu nicht sagen

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